Sunday, 16 April 2017

Das Huhn wird gerupft - die Rueckkehr nach Europa...

Wir haben uns sozusagen, wie so ziemlich alles in diesem Leben selbst ausgesucht. Die Wechselwirkung dieser globalisiert rotierenden Welt sind gemischte gewaltige Strömungen, so irgendwo zwischen letztem Aufgebot an Naturwundern und grauem Hightech. Ganz eindeutig getarnt ist das menschliche Mitgefuehl durch neurotische Wahnvorstellungen und vibrierende Angst. Gerade hier in Europa, wo der scheinbar moderne Affenmensch sich die nuttigen Lippen mit roter Schminke eintunkt, oder seinen Mercedes wie einen erigierten Penis spazierenträgt sind solche Entartungen völlig normal. Zwar kann man diese neuen Trends auch bei den indigenen Völkern beobachten (Menschen bleiben eben Menschen), doch speziell hier, am Wallstreet- Puls der kokainisierten Zeit kann man die absolute Nacktheit erkennen, mit welcher sich das eigentliche Wesen des Menschen immer mehr von seinen eigenen Erhaltungs- und Ursprungsbeduerfnissen distanziert. Die existentielle Natur wird zum Wiedersacher, zu rein manischer Angst. Alles was vom ”neuen Menschen” domestiziert wird, erscheint eigen genug, um Sicherheit zu versprechen. Das Innere unserer Manege ist eigentlich nur noch eine Abart von Eigensinn und Ignoranz. Und tief unter dieser Maskerade schlummert die animalisch unbewusste Frequenz, welche unaufhaltsam zeitlich tickt und dieses Wesen immer daran erinnern wird, woher es einstmals kam...”

Jetzt sind wir also auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Das kapitalistischste
Land dieser Erde...
Irgendwo zwischen Alphorn und Nestle, zwischen juedischem Nazigold und der Milkakuh, zwischen Pharmakonzern und Gletscherzungen, zwischen Kirchenorgel und Stoeckelschuh, zwischen uebelster Korruption und lästiger Tradition, zwischen ”teuer im Kopf” und ”bitterlich arm im Herzen” - das Herz Europas, welches nicht Europa sein will – die verschwitzte Schweiz, wie sie leibt und lebt....”
Wir dachten, dass wir uns einen guten Plan zurechtgelegt hatten. Aber Erstens muss man einsehen, dass Dinge eben nicht immer so laufen, wie man sich erhofft, und Zweitens besitzt der Mensch leider die Neigung zu Vergesslichkeit, so dass er manchmal einfach re-inkarnieren muss, um sich klar zu machen, wie beschissen doch diese absurde zntraleuropäische Umwelt sein kann. Letztlich ergibt sich vieles in Akzpetanz. Nur drei Tage nach unserer Landung kamen wir also mit etwas Jetleg in den Beinen an den Kindheitsplatz unseres Coyoten, um dort etwas zu tun, was man eigentlich gar nicht tun sollte.
Diese Arbeit hatte ausschliesslich den Sinn des Geldverdienens. Und wenn man ”hamstern” will ohne zu denken, muss man sich dessen bewusst sein, dass man sich in Zustände begibt, welche rein gar nichts mit seinen eigenen Neigungen zu tun haben. Man muss in Kruemeln suchen, und sich ohne Kompromisse den bestehenden Verhältnissen anpassen. Die Frage hierbei ist nur: Wie lange kann man sich Umständen anpassen, ohne selbst auffällig zu werden?
Denn trotz aller Sorten Gold, welches in diesem komatischen Land auf den Bäumen zu wachsen scheint, kann man nur schwer seinen Charakter verbergen, und Schweigen kann extrem irritierend wirken, wie wir bald sehen werden.
Es muss so ungefähr fast zwanzig Jahre her sein, dass ich mich in diese Form von Arbeit stuerzte, wie ein Idiot, der sich einfach nur teilweise bewusst war, was dies zu bedeuten hatte. Aber spannend wurde das Ganze!
Morgens um fuenf wurden wir sozusagen abbestellt. Erstmal fast zwei Stunden Fahrt in blitzsauberen, extrem teuren Zuegen, um irgendwo ins Umland von ”Zitzi-Zuerich” zu kommen. Dann wurden wir getrennt, um in vollkommender Sklaverei unsere Tage zu bestreiten. Vom ersten Handschlag weg, wurde es deutlich, dass dieser Job einem seinen Schlaf, seine Arme (Gesundheit), wie auch sein Herz rauben könnte. Es ging darum Tennisplätze nach dem Winter zu sanieren, um die täglichen zweihundert 25 kg Säcke, 10 BigBags Sand etc, welche auf dem maroden Untergrund zu verteilen und einzuebenen waren. Es ging um tragen, pushen, schwitzen, nur nicht stehenbleiben und auf keinen Fall ”dumme” Fragen stellen. Eigentlich sollte man von ersten Sekunde bis zur Letzten vollkommend fumktionieren. Alle diese Typen hier waren echte Kerle mit dicken Oberarmen und ungeheuer viel Wichtigkeit. In den Kommunikation wurde mehr geschrien wie geredet, da die Walzen einen uebertönten, und eigentlich waren die Gehirne sowieso leer bei soviel Adrenalinausduenstungen. Eigentlich ging es nur im ”mach dies” oder ” mach das”, was man dann zugleich versuchte, nur um vom nächsten neue, manchmal völlig andere Informationen zu bekommen, um diese umzusetzen, und vom darauffolgenden Mitarbeiter ordentlich zusammengestaucht zu werden, warum man es denn schon wieder anders machen wuerde, und warum man nicht motiviert sei. Ausserdem ging es hier nicht umdie Geschwindigkeit einer alten Dampflok, auch nicht um einen Intercity Express, nein man musste schon ein Ueberschallflugzeug sein. Da ich mich ja nun versuchte den Geschwindigkeiten dieser Zunft anzupassen, hatte ich einfach keine Zeit mehr, um auch noch irgendwelche Fragen zu stellen, wodurch sich wiederum ergab, dass mir gesagt wurde, dass ich mich wirklich nicht fuer die Arbeit interessieren wuerde - und dies konnte ich wahrhaftig nicht wirklich verneinen – denn wer, verdammt nochmal, ist schon interessiert, Tennisplätze zu rennovieren??? Ich merkte recht schnell, dass was immer ich sagen wuerde, mein Wort niemals in das Verständnis oder Gehöhr dieser Arbeitsochsen fliessen wuerde. Und genau deshalb beschloss ich, mich in eine Wolke des Schweigens zu betten und einfach nur das zu tun, was die Anderen beanspruchten. Das Dumme hierbei ist, dass nun das Ego des Menschen ein klein wenig Bösartigkeit entwickelt. Bei 15 Arbeitsstunden werden alle Arme irgendwann muede, wobei die Launen etwas gestresst aus den Arbeitern herausbrechen. Kurz gesagt: Man schiebt gerne die Launen auf die schwächsten Glieder dieser Kette! Und Hierarchie siegt immer Hilfsarbeiter brauchen kein Krankengeld, also besser die Festangestellten chillen lassen, und der Rest ist irgendwie ersetzbar., falls die Peitsche nicht mehr wirkt...
Am spannendsten waren die Schubkarren mit 7 Säcken a 25kg Vulkanitsand, welche recht diszipliniert erst gestapelt werden mussten, um dann dieses Monster an Gewicht (bitte rechnen: 7x25kg plus Eigengewicht der Schubkarre=?) ohne Abzusetzen erstmal auf die Plätze schieben musste, um dann die Säcke durch leichtes ruckartiges Anheben oder auch Runtertreten auf dem Platz zu verteilen. Bei acht bis zehn zu machenden Plätzen, je nach Laune und kapitalistischter Tendenz des Chefs, bedeutet das bei zweimaligem Sanden, so ungefähr 400 Säcke, die von Hand geladen und ausgefahren werden muessen. Dazu kamen dann noch die fuenfzig bis hundert Karren gefuellt mit Belag, um die Löcher zu stopfen oder gar den kompletten Platz neu zu ebnen. Man beginnt morgens um sieben, und wenn man Glueck hat, bekommt man eine Kaffepause, so gegen 10 Uhr. Falls man im Hotel schläft, hat man so ca. 20 Minuten zum Fruehstuecken, um dann direkt auf die Baustelle zu fahren. Wenn man verschläft gibts halt kein Fruehstueck. Um zwölf Uhr wurde gegessen, wobei man ca eine halbe Stunde bekam, und die wurde einem vom Lohn abgezogen. Morgens wurde erwartet, dass man mindestens eine halbe Stunde (ohne Bezahlung) die Busse mit Werkzeugen vor der Abfahrt belud, wobei auch wirklich alle Mitarbeiter zeitig genug auftauchten, um dies zu tun. Ansonsten gab es noch eine Mahlzeit um vier Uhr und ein spätes Abendessen gegen neun Uhr am Abend. An andere Pausen kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Gearbeitet wurde von Montag bis Samstag, zwischen 6.30 und 22.00, wobei es auch später werden konnte. Bei soviel Lebenssinn konnte man die Festangestellten wirklich verstehen, dass wenn sie nicht arbeiteten, ihre Bauarbeiterkommunikation sich hauptsächlich um Titten, Wuerste, Autos, Geld oder mehr Arbeit fokussierte. Machmal wunderte ich mich, was diese Menschen mit all ihrem Gold wohl planen wuerden, da sie doch aus meiner Sicht stinkendreich sein muessten. Jeden Morgen konnte ich beabachten wie jede Menge ”Stutz” an den Tankstellen fuer Schokolade, Kaffee, Junkfood, etc verschleudert wurden. Der Chef selbst gab fast jeden Tag 200 Franken= 200 Euro fuer irgendwelches Fertigessen aus. Sprich Fertigkaffe, Smoothies ( zu 4 Franken das Stueck) oder auch Fertigkuchen, Fertigchips, Fertigfleisch.....ja so sind sie die Arbeiter!!! Gesund und heiter ( siehe die gekruemmte Hand des Chefs, welche nicht mehr streckbar ist)!
Nach drei Tagen erwachte ich am Morgen, und meine Arme und Hände waren so gut wie taub. Es brauchte zehn Minuten, um sie unter Schmerzen wachzuschuetteln. Unsere Freunde hatten uns ermutigt, diese Tage als ”Training-Days” einzuordnen, da man bei 40 Kilometer Laufen am Tag, und dem schweren Tragen ausserordentlich fit werden wuerde. Aber von den Schmerzen, die im Uebrigen jeder Arbeiter hat, redete keiner.
Die meisten Neuankömmlinge hören oftmals nach drei Tagen auf, da man genau in dieser Zeit extrem ausgetestet wird, ob man den Belastungen auch standhalten kann. Danach entwickeln sich die Muskeln, und die Arbeiter beruhigen sich etwas, einem Anweisungen ins Gesicht zu bruellen.
Aber ganz ehrlich: Wie könnte man sich an einen Platz gewöhnen, wo die Menschen ueber Nutten und Fussball reden, wo der Chef ein absoluter ”Work-oholic” ist ( der macht fast nie Urlaub und ”sitzen” ist ein absolutes Fremdwort) und man permanent Hotelessen und Junkfood frisst.
Wir bekamen immerhin fast 30 Euro die Stunde fuer den Job, zuzueglich der Uebernachtung und dem Essen. Das ist natuerlich recht wenig ( und ja ich schau speziell hier in der Schweiz hinein in den Honigtopf), wenn man bedenkt, dass die Familie fuer ihre 10 Arbeiter pro Tag ca. 3000 bis 4000 Franken ausgibt, dafuer dann allerdings acht Plätze macht, die pro Platz ca. 3500 Franken einbringen. Sozusagen eine richtig billig Arbeitskraft, um den Reichtum dieser Familienfirma weiter auszuweiten. 600 Plätze in ca. zwei Monaten. Eigentlich hatten wir in Bolivien geplant, die kompletten zwei Monate hier mitzumachen. Und wie froh ich bin, dass wir dies nicht gemacht haben. Zum Glueck waren die drei Brueder einfach nicht erreichbar, so dass wir zum Schluss dreizehn Tage durchhielten. Das Schicksal bahnt sich seinen Weg...
Rein mental halte ich es fuer eine ausserordentlich gute Erfahrung, um zu sehen, was man mit seinem Körper, so unter Umständen alles anstellen kann. Auch ist es interessant in andere Lebensbereiche und Vorstellungen fuer eine kurze Zeit einzutauchen.Mal etwas Abstand nehmen zu den eigenen Sphären und Realitätslulu lecken...
Das Beste kam zum Schluss. Eigentlich hatten wir einen Vertrag bis 20.April. Eines späten Abends kam der Chef zu mir und erklärte, dass er leider keine Arbeit mehr hätte. Gut dachte ich mir, ”Kein Problem” Nur dass ich unerwarterweise sehr froehlich darauf reagierte und ihm auch zu verstehen gab, dass es mehr als genug sei, 13 Tage rumgesklavt zu haben. Das konnnte er beim besten Willen nicht verstehen. Im Hintergrund bekam Coyote den Braten ab, nachdem ihm gesagt wurde, dass ich keine Motivation zeigen wuerde und ich ausschliesslich wegen ihm hier ”am Start” war.
Das Einzige was uns dazu einfiel war: Wenn ihr nur Deppen wollt, dann kauft sie euch, und verplämpert weiter kostbare eigene Lebenszeit mit einem ”richtigen Job”, wie ihr sagt. Wir haben mit Sicherheit die grösstmögliche Einstellung gezeigt, die uns zu Eigen ist. Wenn s euch stört, habt ihr halt ein Problem! Wir sind halt keine Arschschleimkriecher oder ähnliches...und lassen uns auch nicht verarschen! Ej, Patrick, wie wär¨s wenn du den saublöden, alleswissenden Mexikaner adoptierst. Der braucht nen echten Job! Eigentlich will er, wenn er mal ehrlich wär, nur die Kohle, damit er in der Sonne nicht zu viel arbeiten braucht...(scheiss deutsche Konkurrenz)..und Tennisplätze sind ihm rotzegal!!! Nur mal, um das so klarzustellen! Und warum sollte es auch anders sein? Wir sind Saisonarbeiter, maximal 2 Monate angestellt, um nichts anderes zu tun , als körperlich zu arbeiten. Die Verantwortung fuer Bezahlung, Essen, Schlafen, Organisation tragen ausschliesslich die Besitzer des Geschäfts, wie auch die Festangestellten, welche sich nebenbei natuerlich gerne mal ein Päusschen gönnen, aber es absolut nicht ertragen, wenn ein Hilfsarbeiter dies tut.
Insgesamt muss ich allerdings sagen, dass sich die Leute doch recht anständig mir gegenueber verhalten haben. Wir sind zwar keine Freunde geworden, aber bei Einigen war die Akzeptanz und Toleranz nach einigen Tagen vorhanden. Deshalb wundert mich dieser saublöde Kommentar zum Schluss, da es euch doch eigentlich klar sein musste, dass diese Information rueberschwappt. Aber anstelle persönlich zu fragen, warum man sich so verhalten hat, wird einfach drauf losgelabert. So viel zum Thema ”Stress-Syndrom”...und fast keine Zeit fuer Eigenreflektionen!
Und abschliessend: Das Schweigen...
Schweigen ist Gold” - wenn ich auch nur eine Sekunde gezögert, und mein Mäulchen aufgerissen hätte, wäre ich wahrscheinlich nach drei Tagen Geschichte gewesen. Darum ging es aber nicht, da ich wusste, dass die wilde Horde, mit meinen Ideen und Visionen so rein gar nichts anfangen konnte. Zu unterschiedlich sind die Sichtweisen. Und diese Art der Provokation wollte ich mir einfach nicht antun.
Aber ganz ehrlich, bei all dem ”Wienerli-Wahnsinn” sind wir natuerlich dankbar, da wir ziemlich einfach, und in sehr kurzer Zeit, unsere kompletten Reisekosten aus Patagonien durch dieses kleine, bescheidene Gehalt zuzueglich schwedischer Steuerrueckzahlungen im Sack haben. Viereinhalb Monate in dreizehn Tagen ist ein guter Lohn, zumindest wenn man die Perpektive wechselt und nicht in ”Schwytzer Kategorien” denkt.
So und jetzt schnell raus aus dem Konsumwahnsinn. Albanische Berge haben noch etwas mehr Urspruenglichkeit. Zurueck zum einfachen Leben...








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